Vom 16. bis 17. Mai waren wir zu Gast bei Deuber & Partner im schönen Zeil am Main. Unsere Reise zum Hauptsitz hatte zwei Gründe: Erstens stand unser Sattelseminar an und zweitens holten wir unsere elf Mustersättel direkt vor Ort ab. Vor allem der zweite Grund sorgte für ordentlich Nervenkitzel – aber keiner der guten Sorte!
Aristau – Illnau – Zeil am Main in 470 km
Am 15. Mai war es soweit: Wir konnten nach einer langer Wartezeit auf unsere – im Febraur bestellten Mustersättel – endlich unsere Sachen packen und uns auf den Weg nach Zeil am Main machen. Auf dem Plan stand ein zweitägiges Seminar rund um das Thema Westernsattel.
Die Vorfreude war gross, als wir uns am Sonntagnachmittag in Illnau zur gemeinsamen Abfahrt trafen. Im Schlepptau unser fertig umgebautes Sattelmobil, das so ganz ohne Inhalt einen eher tristen Eindruck machte. Es war an der Zeit, die leeren Sattelhalter zu füllen! Also ging es los auf die langen Fahrt von zirka fünf Stunden.
Naja, jedenfalls hätten wir fünf Stunden gehabt, wäre alles nach Plan verlaufen. Doch ein paar ungewollte Umwege und eine zu lange Pausen sorgten dafür, dass wir erst nach sieben Stunden, um kurz vor 12 Uhr nachts, beim Hotel ankamen und einchecken konnten. Das Hotelpersonal hatte netterweise den Empfang für uns nochmals geöffnet, sodass wir ausserhalb der Öffnungszeiten anreisen konnten. Wir freuten uns nur noch auf eine ausgiebige Dusche und erholsame Nacht.
Der Geruch des Leders war das erste, das uns im Showroom von Deuber & Partner empfieng. (Bild: Kerstin Breitenbach)
Tag 1: Üben am lebenden Testobjekt
Die Nacht war kurz und leider weniger erholsam als benötigt. So starteten wir den Montagmorgen etwas langsamer. Nach den Frühstück im Hotel ging es mit dem Sattelmobil direkt weiter zum Hauptsitz von Deuber & Partner. Just in time. Denn in den Moment, als Kerstin mit ihrem Handy gerade ein Video für Instagram drehte, rollten wir mit unserem Gespann auf den Parkplatz.
Vor Ort empfing uns nicht nur das nette Team von Deuber, sondern auch zwei Pferde von Kerstin und Marco. Die beiden Quarter Horses wurden später unsere lebenden Testobjekte. Bis dahin chillten sie aber auf einer kleinen eingezäunten Wiese direkt vor dem Gebäude. Ein eher gewöhnungsbedürftiger Anblick. 🙂
Direkt nach dem Öffnen der Eingangstüren stiess uns der Geruch von Leder in die Nase – herrlich. Im Showroom gab’s erst eine kleine Vorstellungsrunde, bevor wir die Führung in der Werkstatt starteten. Es war sehr spannend zu sehen, wie die Sättel hier die Qualitätskontrolle durchlaufen und für ihre Auslieferung vorbereitet werden. Ausserdem werden in der Werkstatt die Sättel repariert, die wegen Mängel oder Defekten zurück gesendet werden.
Alle Sättel von Deuber & Partner durchlaufen im Hauptsitz eine Qualitätskontrolle und werden für ihre Auslieferung an den Händler vorbereitet. (Bild: Sarah Föhn)
Nach der Führung ging’s direkt zum praktischen Teil. Marco bat uns und zwei Mitarbeiterinnen nach draussen zu den Pferden. Die zwei Ladies hatten erst wenige Tage vor unserem Besuch bei Deuber & Parnter gestartet und nahmen ebenfalls am praktischen Teil des Seminars teil. Hier ging es vor allem darum, mit unserer Auswahl der Sattelbäumen vertrauter zu werden.
Bereits im Febraur hatten wir zusammen mit Kerstin eine Auswahl an 15 verschiedenen Sattelbäumen zusammengestellt, die wir in unseren Sätteln anbieten möchten. Damit decken wir eine grosse Vielfalt von Pferderücken ab. Darunter finden sich auch Sattelbäume, die zum Beispiel für schmale Schultern mit viel Widerrist – wie beispielsweise bei einem Vollblüter – geeignet sind.
Erst die Theorie dann die Praxis. Nach einer kurzen Theorieeinheit ging es gleich ans Pferd. Wir durften uns mit unserer Auswahl an Sattelbäumen näher vertraut machen. (Bild: Sarah Föhn)
Marco erklärte uns ganz genau, worauf man bei der Wahl des Sattelbaums achten sollte und welche Eigenschaften unsere Sattelbäum mit sich bringen.
Wir hatten nun die Gelegenheit, für die beiden Pferde einen passenden Sattelbaum auszusuchen. Es dauerte auch nicht lange und wir hatten für beide Pferde einen Sattelbaum gefunden, den wir nun – gemäss unserer 2. Phase «Measure» – mit der Satteldruckmessung in Bewegung ausmessen würden. Da wir die Messmatte allerdings nicht dabei hatten, fiel dieser Punkt weg.
Sitzt, passt, wackelt und hat Luft. (Bild: Kerstin Breitenbach)
Am Nachmittag war dann nochmals Theorie angesagt. Denn der praktische Teil sorgte unter anderem dafür, dass wir einige Fragen an Marco und Kerstin hatten. Beide nahme sich sehr viel Zeit für uns und beantworteten alle Fragen umfangreich.
Kurz nach 17 Uhr war der erste lehrreiche Tag bei Deuber & Partner zu Ende und wir machten uns ziemlich kaputt auf den Weg zurück ins Hotel. Das restliche Programm erklärte sich von selbst: Essen, duschen, schlafen!
Tag 2: Fragen klären, Hänger packen, Rückfahrt!
Den zweiten Tag starteten wir mit einer etwas besseren Nacht und natürlich wieder einem ausgiebigen Frühstück. Das war nötig, denn es würde ein langer und strenger Tag folgen. Allerdings war uns das zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst.
Angekommen bei Deuber & Partner gab’s erstmal einen Kaffee. Wir setzten uns mit Kerstin an den Tisch und klärten letzte Fragen. Danach war der grosse Moment: Wir nahmen unsere elf bestellten Mustersättel in Empfang und inspizierten diese genau. Kaum zu glauben, aber so langsam wurde es richtig ernst. Die Freude war riesig!
Wir nutzten die Chance der Fotobox vor Ort und lichteten alle Sättel ab, um die Bilder später für unsere Webseite und Sattelübersicht nutzen zu können.
Als alle Sättel fotografiert und im Hänger verstaut waren, war es an der Zeit, den Heimweg anzutreten. Wir drehte eine letzte inspirierende Runde durch die Werkstatt, machten Fotos und verabschiedeten uns dann kurz vor 12 Uhr vom gesamten Team.
Gepackt und bereit für die Rückfahrt. (Bild: Sarah Föhn)
Das grosse Dilemma am und mit dem Zoll
Frohen Mutes machten wir uns auf den langen Heimweg zurück in die Schweiz. Im Gepäck – oder besser gesagt, im Sattelmobil – unsere wunderschönen Sättel. Alle ready um ordnungsgemäss verzollt zu werden. Wir waren schliesslich perfekt vorbereitet – dachten wir jedenfalls.
Um 17.30 Uhr war Feierabend für die Beamten am Zoll. Um kurz nach 17 Uhr rollten wir mit unserem Sattelmobil auf den grossen LKW-Parkplatz. Wohin nun? Ah ja genau, Ausfuhr Deutschland. Nur ein paar Stempel holen und dann weiter zur Verzollung. Easy! Nein, leider nicht easy.
Als der Beamte unsere Papiere prüfte und zurück an den Schalter kam, waren seine Worte: «Sie lachen ja noch». Und damit nahm das Dilemma seinen Weg. Wir hatten korrekte Papiere für die Einfuhr in die Schweiz, aber leider keine Papiere für die Ausfuhr aus Deutschland. Und nicht nur das, sondern wohl auch keine Befugnis, für Waren in diesem Wert, selber Papiere zu erstellen. Dies erfolgte normalerweise durch einen Spediteur. Unser Lachen auf dem Gesicht verschwand. Schei**e…
Doch der Zöllner erkannte unsere Notlage und Verzweiflung und machte uns Hoffnung. Sollten wir hier und jetzt auf dem Zollgelände einen Spediteur finden, der uns Papiere erstellen kann, würde er zwei Augen zudrücken und uns passieren lassen.
Es war 17.20 Uhr, als unser Zoll-Marathon begann.
- Schalter Nr. 1: Keine Zeit und sichtlich wenig motiviert, den zwei verzweifelten Ladies helfen zu wollen.
- Schalter Nr. 2: Teilte uns mit, dass wir auf der falschen Seite suchten und auf der deutschen Seite einen Spediteur suchen müssten.
- Schalter Nr. 3: Wieder weder Lust noch Zeit uns zu helfen. Verwies uns an Schalter Nr. 4.
- Schalter Nr. 4 (es war mittlerweile 17.40 Uhr): War nicht für Last-Minute-Papiere zuständig und leitete uns weiter zu Schalter Nr. 5.
- Schalter Nr. 5 (wir waren den Tränen nahe und hatten uns bereits abgefunden, unser Sattelmobil auf dem Gelände stehen zu lassen): Blickte erst grimmig über den Tisch und sah dann die verzweifelten Gesichter. Rettung nahte!
Es war die nette und hilfsbereite Beamtin von Schalter Nr. 5, die uns ihre Unterstützung anbot. Sie half nicht nur bei der Erstellung der Papiere, sondern übernahm für uns auch die Koordination mit dem deutschen und schweizer Zoll, um nach Schliessung noch über die Grenze fahren zu dürfen.
Wir konnten ihr gar nicht genug DANKE sagen. Sie war definitiv unsere Retterin des Tages und dafür verantwortlich, dass wir um kurz vor 18.30 Uhr den Zoll auf der schweizer Seite verlassen und unser Abenteuer «Saddle Mission» starten konnten!